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Tourismus im Sinkflug: Die USA und der Preis der Abschottung
Der US-Tourismus erlebt 2025 einen dramatischen Einbruch: Besucherzahlen sinken um bis zu 30% aus Europa, wirtschaftliche Folgen sind massiv. Was steckt hinter dem "Trump-Effekt" und welche Chancen ergeben sich für Europa?
Stell dir vor, du planst deinen nächsten großen Urlaub. Die Vereinigten Staaten mit ihren endlosen Highways, atemberaubenden Nationalparks und pulsierenden Metropolen waren immer ein Traumziel. Doch plötzlich scheint dieser Traum für viele verblasst zu sein. Was ist passiert?
Die aktuelle Lage im US-Tourismus gleicht einem dramatischen Sturzflug, den niemand so recht kommen sah. Nach dem vielversprechenden Aufschwung in 2024 erleben die Vereinigten Staaten nun einen massiven Einbruch bei den internationalen Besucherzahlen. Experten sprechen bereits vom "Trump-Effekt" - doch was steckt wirklich dahinter?
Der große Absturz: Zahlen, die sprachlos machen
Die Statistiken lügen nicht, und sie malen ein düsteres Bild. Im März 2025 verzeichnete das "National Travel and Tourism Office" einen Rückgang der Auslandsbesuche um satte 11,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das ist der stärkste Einbruch seit der Corona-Zeit! Im ersten Quartal 2025 kamen insgesamt nur 7,1 Millionen internationale Besucher – 260.000 weniger als im Vorjahreszeitraum.
Besonders aus Europa bleiben die Gäste fern. Die Zahlen sind teilweise schockierend: Deutschland verzeichnet einen massiven Einbruch von fast 30 Prozent. Dänemark und Island führen die negative Statistik mit Rückgängen von über 30 Prozent an. Österreich, Norwegen, Spanien und die Schweiz erleben Einbrüche von über 20 Prozent. Großbritannien, das mengenmäßig die meisten europäischen USA-Touristen stellt, verzeichnet einen Rückgang von 14 Prozent. Selbst aus Frankreich (-8 Prozent) und Italien (-3 Prozent) kommen deutlich weniger Besucher.
Doch nicht nur Europäer meiden plötzlich die USA. Aus der Karibik reisen 26 Prozent weniger Menschen ein, aus Zentralamerika sogar 24 Prozent weniger. Und das Nachbarland Kanada? Die Buchungen für Flüge zwischen Kanada und den USA sind im April um schwindelerregende 75 Prozent eingebrochen!
Warum wollen plötzlich alle woanders hin?
Die Frage aller Fragen: Warum reisen weniger Touristen in die USA? Die Gründe sind vielfältig, haben aber einen gemeinsamen Nenner: die Politik der Trump-Administration wirkt wie ein Tourismusschreck.
Das politische Klima drückt auf die Reiselaune
Trumps Rhetorik gegenüber anderen Ländern und Ausländern kommt international nicht gut an. Seine kontroversen Äußerungen, in denen er ausländische Besucher als "Aasfresser" bezeichnete, haben das Image der USA als gastfreundliches Reiseland schwer beschädigt. Paul English, Mitgründer der Reiseplattform Kayak, bringt es auf den Punkt: "In nur zwei Monaten hat Trump das Image der USA zerstört."
Besonders in Skandinavien stößt Trumps Außenpolitik auf Ablehnung. Seine wiederholten Drohungen bezüglich Grönland haben dort zu besonders starken Buchungsrückgängen geführt.
Einreisebestimmungen: Wenn der Grenzbeamte zum Alptraum wird
Die verschärften Einreisebestimmungen und die zunehmend aggressive Vorgehensweise der US-Einwanderungsbehörden schrecken viele potenzielle Besucher ab. Es häufen sich Berichte von deutschen Staatsbürgern, die bei der Einreise in Abschiebehaft genommen wurden.
Die Bundesregierung hat sogar ihre Reisehinweise aktualisiert und warnt davor, dass schon kleinste Missverständnisse zu "Festnahme, Abschiebehaft und Abschiebung" führen können. Wie die FAZ treffend kommentiert: "So empfängt man keine Gäste."
Auch bei der Trans-Community sorgt die neue Einreisepolitik für Verunsicherung. Nach einer neuen Executive Order müssen offizielle Dokumente wieder das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht aufweisen – ein Problem für viele Reisende.
Der wirtschaftliche Faktor: Zollpolitik und gegenseitiges Misstrauen
Auch Trumps Zollpolitik und die neuen "reziproken Zölle" tragen zur Abkühlung der internationalen Beziehungen bei. Diese wirtschaftlichen Spannungen verstärken die allgemeine Abneigung, in die USA zu reisen, und schaffen ein Klima der Unsicherheit.
Was bedeutet der Rückgang für die US-Wirtschaft?
Die wirtschaftlichen Folgen des Besucherrückgangs sind bereits spürbar. Immerhin trägt die Tourismusbranche 2,5 Prozent zum US-Bruttoinlandsprodukt bei.
Das Prognoseunternehmen Tourism Economics hat seine Vorhersage drastisch geändert: Statt einem Anstieg der internationalen Ankünfte um fast neun Prozent wird nun ein Rückgang um 9,4 Prozent erwartet. Das könnte zu einem Defizit von etwa neun Milliarden Dollar an Tourismuseinnahmen führen.
Airlines in Turbulenzen
Die US-Luftfahrtindustrie bekommt die Auswirkungen bereits zu spüren. United Airlines hat bereits 21 Flugzeuge stillgelegt und ihr Programm heruntergefahren. Experten erwarten, dass American Airlines, Delta und europäische Fluggesellschaften wie Lufthansa bald ähnliche Maßnahmen ergreifen müssen.
Hotels im Preisverfall
Auch die Hotellerie verzeichnet Buchungsrückgänge und reagiert mit Preissenkungen, um die Auslastung zu stabilisieren. Ein verzweifelter Versuch, der die Gewinnmargen drückt.
Was sagt die Reisebranche?
Die Stimmung in der Branche ist gedrückt. Marco Jahn, Präsident und CEO des kalifornischen Reiseveranstalters "New World Travel", berichtet von Buchungsrückgängen zwischen 20 und 50 Prozent. Seine klare Einschätzung: "Die USA werden nicht mehr als gastfreundliches Reiseziel wahrgenommen."
Timo Kohberg von "America Unlimited", einem deutschen Spezialisten für USA-Reisen, beschreibt, wie sich die Lage seit Ende Februar deutlich verschlechtert hat: "Egal ob auf Messen oder in sozialen Medien – Amerika ist zum Reizwort geworden."
Selbst umweltbewusste Angebote leiden: Der klimaneutrale Bustouren-Anbieter "American Ring Travel" verzeichnet stagnierende Buchungen aus Deutschland seit Januar. Richard Groesz, der Vertragsleiter, nennt einen überraschenden Grund: Elon Musks Unterstützung für die AfD bei der Bundestagswahl stößt bei vielen deutschen Reisenden auf Ablehnung.
Europas überraschende Chance
Während die USA unter dem "Trump-Effekt" leiden, könnte Europa paradoxerweise von der Situation profitieren. Sowohl das konservative "Wall Street Journal" als auch die eher linksgerichtete "New York Times" prophezeien Deutschland einen Aufschwung.
Die feindselige Haltung der Trump-Administration gegenüber der EU könnte den Zusammenhalt des Kontinents stärken. Wolfgang Ischinger, ehemaliger deutscher Botschafter in den USA, sieht im Trump-Schock sogar "heilsame Wirkungen": "Wenn es für Europa jemals eine Chance gab, sich in Sachen Sicherheit zusammenzureißen, dann ist es jetzt."
Die "New York Times" beschreibt Deutschland als "Waisenkind der USA", das nun gezwungen sei, selbstständiger zu agieren. Nach dem anfänglichen Schock sei nun ein "Gefühl der Mobilisierung" eingetreten.
Ein wirtschaftlicher Silberstreif?
Besonders die Lockerung der "langen Schuldenaversion Deutschlands" wird als positives Zeichen gewertet, da sie Investitionen in das Militär und die Infrastruktur ermöglicht. Die Investmentbank Evercore ISI schätzt, dass die Verteidigungs- und Infrastrukturausgaben in Europa um drei Prozent des BIP steigen werden.
Die Finanzexperten Stephen Jen und Fatih Yilmaz ziehen sogar einen historischen Vergleich: "Der Zweite Weltkrieg hat die USA aus der Großen Depression geführt. Die Wiederaufrüstung Europas dürfte Wunder für die konjunkturellen Aussichten Europas bewirken."
Wie geht es weiter?
Die langfristigen Auswirkungen des "Trump-Effekts" sind schwer vorherzusagen. Wolfgang Georg Arlt vom "China Outbound Tourism Research Institute" erwartet, dass sich die Situation vermutlich erst nach Trumps Amtszeit wieder normalisieren wird.
Paul English von Kayak ist noch pessimistischer: "Das ist nicht nur ein wirtschaftlicher Rückschlag, sondern ein Reputationsschaden, der Generationen nachwirken könnte."
Es gibt aber auch beschwichtigende Stimmen. Der litauische Ex-Diplomat Pavilionis rät Europa zu mehr Gelassenheit: "Es ist nicht so schlimm, wie es klingt. Wir neigen in Europa zu Dramatik – zuallererst vermutlich, weil wir schwach sind." Er interpretiert die aktuelle US-Politik als "taktisches Spiel" und glaubt nicht an einen grundlegenden Sinneswandel der USA.
Was bedeutet das für deine Reisepläne?
Wenn du einen USA-Trip planst, solltest du einige Dinge beachten:
Informiere dich gründlich über die aktuellen Einreisebestimmungen und Reisehinweise.
Bereite deine Einreise akribisch vor – achte auf vollständige und korrekte Dokumente.
Rechne mit intensiveren Kontrollen und gib ehrliche, konsistente Antworten.
Vermeide politische Diskussionen bei der Einreise.
Prüfe alternative Reiseziele – vielleicht ist jetzt der perfekte Zeitpunkt für eine Europareise?
Fazit: Ein Weckruf für den globalen Tourismus
Der "Trump-Schock" im US-Tourismus ist real und manifestiert sich in drastisch sinkenden Besucherzahlen. Die Kombination aus politischer Rhetorik, verschärften Einreisebestimmungen und wirtschaftlichen Spannungen hat das Image der USA als Reiseziel nachhaltig beschädigt.
Während die wirtschaftlichen Folgen für die US-Tourismusbranche erheblich sind, könnte der Schock für Europa paradoxerweise positive Impulse setzen. Die Frage bleibt, ob es sich um einen temporären Einbruch oder eine langfristige Trendwende im internationalen Tourismus handelt.
In einer globalisierten Welt wirken sich politische Entscheidungen unmittelbar auf das Reiseverhalten aus – eine Lektion, die nicht nur die USA, sondern alle Tourismusdestinationen beachten sollten.
Was meinst du? Würdest du derzeit eine USA-Reise planen oder lieber auf andere Ziele ausweichen? Teile deine Gedanken in den Kommentaren!
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